7Cs OF EFFECTIVE TEACHING

Fürsorge (CARE)
Lehrpersonen, die ein hohes Maß an Fürsorge im Unterricht umsetzen, zeigen sich besorgt um das Wohlbefinden und die Lernleistungen der Schülerinnen und Schüler. Sie entwickeln unterstützende, persönliche Beziehungen, pflegen eine emotional sichere Atmosphäre und gehen konsequent auf die Lernbedürfnisse der Schülerinnen und Schüler ein.

Herausforderung (CHALLENGE)
Lehrpersonen, die eine hohes Maß an Herausforderung im Unterricht umsetzen, bestehen darauf, dass ihre Schülerinnen und Schüler sich anstrengen und ihre beste Lernleistung erbringen. Sie setzen hohe Lernstandards, fordern Ausdauer ein und kontrollieren den Einsatz der Lernenden.

Klarheit (CLARIFY)
Lehrpersonen, die ein hohes Maß an Klarheit im Unterricht umsetzen, setzen auf Verständlichkeit und Strukturierung. Sie erklären Ideen und Konzepte auf vielfältige Weise und fragen immer wieder nach, um Missverständnisse zu vermeiden.

Klassenführung (CONTROL)
Lehrpersonen, die ein hohes Maß an Klassenführung umsetzen, fördern ein geordnetes, respektvolles und aufgabenorientiertes Verhalten im Klassenzimmer. Sie schaffen durch durchdachte und transparente Regeln und Rituale ein effektives Lernklima.

Motivierung (CAPTIVATE)
Lehrpersonen, die ein hohes Maß an Motivierung im Unterricht umsetzen, wecken das Interesse der Schülerinnen und Schüler am Lernen und halten dieses aufrecht. Sie binden Lernende ein, indem sie den Unterricht interessant, relevant und unterhaltsam gestalten und auf Mitarbeit achten.

Sicherung (CONSOLIDATE)
Lehrpersonen, die ein hohes Maß an Sicherung im Unterricht umsetzen, geben den Schülerinnen und Schülern ausreichend Zeit für Übung und Wiederholung. Sie fassen zusammen und stellen Verbindungen her, die den Lernenden helfen, Inhalte tiefgründig zu verstehen und nachhaltig zu lernen.

Mitwirkung (CONFER)
Lehrpersonen, die ein hohes Maß an Zusammenarbeit und Rückmeldung im Unterricht umsetzen, zeigen großes Interesse an den Ideen der Schülerinnen und Schüler. Sie geben darauf wirksames Feedback und fordern selbst Rückmeldungen von den Lernenden.

Die Frage, wie sich Unterrichtsqualität in wenigen Worten fassen lässt, beschäftigt seit jeher die empirische Bildungsforschung und wird in eine Reihe von Modellen der Unterrichtsqualität überführt.
Zu den bekannteren zählen die so genannten „7 C’s of Effective Teaching“ des MET-Projektes (2010) (control, clarify, challenge, captivate, care, confer, consolidate) oder auch die drei Basisdimensionen des Unterrichts (effiziente Klassenführung, Unterrichtsklima und kognitive Aktivierung, vgl. Klieme et al. 2010). Ebenso finden die formulierten Kernbotschaften ihren Niederschlag in den bekannten Kriterienkatalogen von Jere Brophy, Hilbert Meyer sowie Andreas Helmke. In ähnlicher Weise wird in „Kenne deinen Einfluss!“ mit der Zuspitzung „Grammatik der Bildung“ ein weiterer Versuch in diese Richtung unternommen.
So unterschiedlich diese Modelle auf den ersten Blick erscheinen, so ist dennoch festzustellen: Größer als die Differenzen sind die Übereinstimmungen. Das beruhigt und ist für Lehrpersonen wichtig, weil der Schluss daraus lautet: Es ist nicht entscheidend, welchem Modell in der Unterrichtsplanung letztlich gefolgt wird. Wichtiger ist, dass ein Modell oder eine Synthese aus verschiedenen Modellen die Grundlage ist. Denn damit ist sichergestellt, dass empirische Ergebnisse die Rahmung für die Unterrichtsplanung liefern (vgl. Hattie / Zierer, 2020, S. 113f.).
Für das Projekt „Schule in Krisenzeiten“ zeigen sich die 7 C im Vergleich zu den anderen Modellen als geeigneter. Im Kern sind es drei Gründe: Erstens basieren die 7 C auf der größten Datengrundlage im Vergleich und wurden anhand umfangreicher Befragungen von Lernenden im englischsprachigen Kontext entwickelt. Diese konnten ebenfalls im deutschen Sprachraum repliziert werden (vgl. Wisniewski, B. / Zierer, K, 2020). Zweitens enthalten die 7 C mehr Informationen als die ebenso breit rezipierten drei Basisdimensionen, deren Kürze in Unterrichtsgesprächen zum Nachteil reichen kann. Und drittens sind die 7 C nicht so umfänglich wie beispielsweise die 10 Kriterien von Hilbert Meyer und Andreas Helmke. Aus psychologischen Forschungen ist bekannt, dass die Zahl 7 aufgrund kognitiver Kapazitäten des Menschen als „magische Zahl“ gilt (vgl. Miller, G. A., 1956).

VERSCHIEDENE SZENARIEN
Vor dem Hintergrund der Pandemie sind die Schulen vor die Herausforderung gestellt, jeweils aus Sicht der Lernenden, der Eltern und der Schulen lern- und bildungswirksame Schule unter verschiedenen Szenarien zu realisieren:

Gestaltung von bildungswirksamem PRÄSENZUNTERRICHT
Wie kann Schule im Präsenzbetrieb unter den rahmenhygienischen Auflagen pädagogisch wirksam werden?
z.B. Beachtung lernwirksamer Unterrichtsprinzipien, sinnvolle, (inter-)aktive Nutzung digitaler Medien, Berücksichtigung heterogener Lernvoraussetzungen, Beachten der besonderen emotionalen Gemütslagen und Gestimmtheiten, Einbezug von zusätzlichen internen und externen Unterstützungssystemen…

Gestaltung von bildungswirksamem WECHESELUNTERRICHT
Wie kann Schule im Wechselbetrieb (BlendedLearning) unter den rahmenhygienischen Auflagen pädagogisch wirksam werden?
z.B. Glättung der Übergänge, Organisationsstruktur, verlässliche Kommunikationsstrukturen, Wechselschichtmodelle, Identifikationsangebote, Einbezug der Eltern, Organisation und Gestaltung der Betreuungssituationen…

Gestaltung von bildungswirksamem DISTANZUNTERRICHT
Wie kann Schule im Distanzunterricht unter den rahmenhygienischen Auflagen pädagogisch wirksam werden?
z.B. Struktur, Kommunikation, Koordination, Content, Feedback, Bindung, Einbezug der Eltern, Verbindlichkeit, Abgestimmtheit auf heterogene Zugänge (inhaltlich, technisch, Anforderungsniveau usw.), technische Ausstattung und Weiterentwicklung digitaler Kompetenz…

Es zeichnet sich zudem ab, dass eine weitere Fragestellung und wohl die größte Herausforderung lauten wird:
Gestaltung von bildungswirksamem WIEDEREINSTIEG UND BRÜCKENBAU
Wie kann Schule nach Lockdown und beginnender Normalisierung den Wiedereinstieg pädagogisch gestalten, Brücken bauen und den Folgen der Krisensituation bildungswirksam begegnen?

AKTEURE
Den unterschiedlichen Akteuren der jeweiligen Schulgemeinschaft kommt gerade in Zeiten der Krise herausragende Bedeutung bei der Qualitätssicherung und Schulentwicklung zu. Die besondere Notwendigkeit der Partizipation aller Gruppen, die in dieser ungewohnten schulischen wie auch häuslichen Herausforderung betroffen sind, ist ein erforderlicher Beitrag zur möglichst hohen Bildungswirksamkeit bzw. -gerechtigkeit für Schülerinnen und Schüler.
Enge Abstimmungen zwischen Schulleitung, Lehrkräften und aller an Schule Mitarbeitenden in intensivem Austausch mit den Erziehungsberechtigten sowie Schülerinnen und Schülern weisen auf die noch größer gewordene gemeinsame Verantwortlichkeit im schulischen Bildungsprozess hin.

Brophy, J. E. (1999): Teaching. Genf: UNESCO.
Helmke, A. (2014): Unterrichtsqualität und Lehrerprofessionalität. Diagnose, Evaluation und Verbesserung des Unterrichts. Stuttgart: Klett.
MET (2010): Learning about Teaching. Bill & Melinda Gates Foundation.
Meyer, H. (2004): Was ist guter Unterricht? Mit didaktischer Landkarte. Berlin: Cornelsen.
Kunter, M./Baumert, J./Blum, W./Klusmann, U./Krauss, S./Neubrand, M. (Hrsg.) (2011): Professionelle Kompetenz von Lehrkräften. Ergebnisse des Forschungsprogramms COACTIV. Münster: Waxmann.
Miller, G. A. (1956): The magical number seven, plus or minus two: Some limits on our capacity for processing information. In: Psychological Review, Jg. 63, S. 81 – 97.
Hattie, J. / Zierer, K. (2020): Visible Learning Unterrichtsplanung. Baltmannsweiler: Schneider.
Wisniewski, B. / Zierer, K. (2020): Entwicklung eines Online-Fragebogens zur Erhebung von Unterrichtsqualität durch Lernendenfeedback und erste Validierungsschritte. In: Psychologie in Erziehung und Unterricht, S. 138 – 155.